Salicylat-Intoleranz

Die Salicylat-Intoleranz – auch ASS-Intoleranz- oder NSAR-Unverträglichkeit genannt – ist eine Überempfindlichkeit gegen Salicylsäure und verwandte Stoffe. Sie löst allergieähnliche Symptome aus, obwohl es sich nicht um eine (durch IgE vermittelte) Allergie handelt.

Bei den Betroffenen werden übermäßig viele entzündungsfördende Stoffe produziert oder freigesetzt, zum Beispiel aus Mastzellen. Das kann zu verschiedenen  Beschwerden führen. Die Salicylat-Intoleranz kann sich als Samter-Trias (AERD) zeigen, aber auch als aspirin-intolerante Urtikaria (AIU) , in Magen-Darm-Beschwerden oder weiteren Symptomen.

Samter-Trias (AERD)

Bei der Samter-Trias – auch Aspirin Exacerbated Respiratory Disease (AERD) genannt – treten die drei Symptome Asthma bronchiale, chronische eosinophile Rhinosinusitis mit nasalen Polypen und Intoleranz gegen Acetylsalicylsäure (Aspirin, ASS) und andere nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), gemeinsam auf. Etwa die Hälfte der Samter-Trias-Betroffenen leidet unter Anosmie (Verlust des Geruchssinns).

Nach der Einnahme von ASS oder NSAR verschlechtern sich die Symptome deutlich. Betroffene reagieren oft auch auf  Salicylate und verwandte Stoffe in Lebensmitteln sowie in Konservierungs-, Farb- und Duftstoffen.

Etwa 7 bis 14% aller Asthmatiker sind von einer Salicylat-Intoleranz betroffen.

Aspirin-Intolerante Urtikaria (AIU)

Die aspirin-intolerante Urtikaria ist das zweite typische Erscheinungsbild einer Salicylsäure-Unverträglichkeit. Meist innerhalb von Minuten bis wenigen Stunden nach Einnahme von ASS/NSAR oder Salicylaten aus Lebensmitteln treten die charakteristischen stark juckenden Quaddeln der Nesselsucht auf oder verschlechtern sich, zum Teil dramatisch. Auch Angioödeme – Schwellungen der tieferen Hautschichten – sind möglich. Diese können auch als alleiniges Symptom auftreten.

Etwa 12% bis 30% aller Menschen mit chronischer idiopathischer (unerklärter) Urtikaria sind von dieser Form der Nesselsucht betroffen.

Magen-Darm-Beschwerden

Eine dritte Gruppe von Betroffenen reagiert auf Salicylate mit typischwerweise stechenden Bauchschmerzen, Übelkeit und wässrigem Durchfall, manchmal begleitet von einem gerötetem, juckenden, fleckförmigen Ausschlag an Händen und Füßen, die jedoch keine Urtikaria oder Angioödeme sind.

Zur Häufigkeit dieser Form der Salicylat-Intoleranz gibt es noch keine Studien. Auch der Zusammenhang mit dem Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS), bei dem ähnliche Symptome beschrieben werden, ist noch weitgehend unklar.

Behandlung

  • Grundpfeiler der Behandlung einer NSAR-Intoleranz ist die strikte Vermeidung von Aspirin und anderen unverträglichen Medikamenten, die starke akute Symptome auslösen können. Doch die Krankheit schreitet in den meisten Fällen auch ohne Einnahme dieser Medikamente voran.
  • Deshalb sind die meisten Betroffenen auf Medikamente angewiesen, die die dauerhaft bestehenden Symptome wie Asthma, Polypen und Urtikaria unterdrücken. Das ist in aller Regel Kortison. Bei Samter-Trias-Betroffenen müssen oft auch die nasalen Polypen chirugisch entfernt werden, in der Regel wiederholt, da die Polypen zum Teil sehr schnell wieder nachwachsen.
  • Bei der sogenannten „Adaptiven Desaktivierung“ wird der Körper durch langsam gesteigerte und dann dauerhafte Einnahme von Salicylsäure (in Form von ASS/Aspirin) in einem Zustand gehalten, in dem keine Reaktion auf Salicylsäure mehr erfolgen soll. Eingesetzt wird die adaptive Desaktivierung vor allem gegen das Polypenwachstum bei Samter-Trias. Asthma kann sich unter der Behandlung ebenfalls bessern, aber auch unverändert bleiben oder sich verschlechtern.
    Bei der aspirin-intoleranten Urtikaria wird die adaptive Desaktivierung nicht angewandt.
    Bei Beschwerden vorwiegend im Magen-Darm-Trakt oder Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) sollte eine adaptive Desaktivierung nicht durchgeführt werden, weil sie schwerste Symptome hervorrufen kann. Dauerhaft eingenommenes Aspirin kann erhebliche Nebenwirkungen haben.
  • Viele Betroffene profitieren von einer salicylsäurearmen Ernährung, in der stark salicylsäurehaltige Lebensmittel sowie Farb-, Aroma- und Konservierungsstoffe vermieden werden, die mit der Salicylsäure verwandt sind. Asthma, Polypen und Urtikaria können sich unter einer salicylsäurearmen Diät deutlich bessern.